Eine Speiche ist gebrochen. Was tun?

Veröffentlicht am 12.12.2022

Bild von Daniel Kirsch auf Pixabay

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Es passiert. Plötzlich ein klackerndes Geräusch beim Fahren. Bei der Durchsicht festgestellt: Eine Speiche ist gebrochen. Was tun?

Nicht-Techniker betrachten die meisten Gebrauchsgegenstände als Black Box. Was sollten Sie denn sonst tun, wenn sie von der Technik keine Ahnung haben? Daher sei hier mal erwähnt, dass ein Laufrad eines Fahrrades eine ziemlich komplexe Angelegenheit ist, auch wenn es so vertraut scheint. 36 Drähte und ein Stück gebogenes Aluprofil tragen das Gewicht eines Menschen.

Aber das wollen wir heute alles nicht wissen. Was tun wir also, wenn wir unterwegs sind und eine Speiche gebrochen ist? Das: Wir montieren sie aus dem Laufrad heraus (wenn das geht) oder aber wir binden sie im Laufrad fest. Damit sie sich nicht verheddert und noch mehr kaputtgeht. Zuhause angekommen, lassen wir das Rad erstmal stehen.

Und wie geht’s weiter? Da sollten wir über den Zusammenhang von Ursache und Wirkung nachdenken. Letztere ist klar: Die Speiche ist ab. Was ist die Ursache? Das: Falsche Spannung der Speiche. Die ist nämlich nicht locker im Rad drin, sonst ziemlich gespannt. Wenn sie zu wenig oder zu viel gespannt ist, kann sie brechen.

Woran liegt das? An einem sogenannten Achter. Will heißen, die Speichen sind ungleichmäßig gespannt oder die Felge ist verbogen, weil wir über einen hohen Randstein geknallt sind. Es hilft also wenig, wenn Sie nur eine Speiche kaufen, und die einfach irgendwie wieder einsetzen.

Wie also vorgehen? Entweder selbst machen oder machen lassen. Wenn Sie interessiert oder halbwegs unerschrocken sind, machen Sie es selbst. Aber: Es ist nicht einfach, und es kann auch schief gehen. Wenn Sie wissen, dass es ihre Fähigkeiten überschreitet, machen lassen.

Warum kann es sein, dass man das nicht einfach reparieren kann? Darum: Wenn die Felge stark verbogen ist, wird eine Reparatur nichts bringen. Man kann in Grenzen eine krumme Felge mit den Speichen wieder gerade ziehen, jedoch sind die Kräfte in den Speichen dann sehr unterschiedlich und so groß, dass die Speichen aufs neue brechen werden. Und das können Sie als Laie wenig einschätzen. Das kann auch oft der Fachmann nicht.

Sie wollen es also selbst machen? So geht das: Das Rad ausbauen. Reifen, Schlauch und Felgenband abbauen. Felgenband ist das Kunststoff- oder Gummiband, was auf der Felge unter dem Schlauch liegt. Das verhindert, dass die Speichenköpfe oder die sogenannten Nippel (das sind die Schrauben, die die Speichen halten) den Schlauch beschädigen.

Wenn es das Hinterrad mit einer Kettenschaltung ist, müssen Sie auch die Kassette (das sind die Zahnkränze hinten) abmontieren, sonst können sie hier keine neue Speiche einsetzen. Dafür brauchen Sie einen Spezial-Schlüssel. Und noch etwas zum Thema Hinterrad, um es noch schwieriger zu machen: Bei Kettenschaltungen sind die Speichen rechts und links unterschiedlich lang. Auf der Seite mit der Kassette sind sie kürzer, damit noch Platz für die Kassette ist. Auf der anderen Seite sind sie länger. Klar?

Sie wollen es immer noch selbst machen? Gut, dann geht es so weiter: Sie brauchen neue Speichen. Die verkauft Ihnen der Händler oder Sie bestellen welche. Machen Sie eine intakte Speiche raus und messen sie ab. Nicht über die gesamte Länge messen - das wäre falsch. Legen Sie den Meterstab innen an der Biegung der Speiche an und messen Sie nach hinten bis zum Ende. Eine abgebrochene Speiche abmessen führt meist zu Fehlern. Prüfen Sie vor einer Bestellung, ob andere Speichen beschädigt oder verbogen sind. Lieber mehrere Speichen austauschen.

Spätestens hier richte ich mich nur noch an den oder die unerschrockenen Selbermacher(in). Sie haben also die neue Speiche? Dann brauchen Sie noch einen Speichenschlüssel (oder Nippelspanner), um die Speiche festzuziehen. Gibt es im Bauhaus für 2,95 Euro, bei Toom 2,99 Euro und bei Hagebaumarkt für 7,49 Euro.

So sieht ein Speichenschlüssel aus (Bildrechte Hagebaumarkt) So sieht ein Speichenschlüssel aus (Bildrechte: Hagebaumarkt)

Speiche richtig herum einsetzen, und den Nippel locker aufschrauben. Richtig herum heißt, dass Sie durch einen Vergleich mit den Speichen davor herausfinden müssen, ob die Speiche nach außen oder nach innen gebogen an dieser Stelle eingesetzt werden muss. Guckst du.

Verschiedene Speichennippel (Bildrechte Kleeblatt-Speichen) Verschiedene Speichennppel (Bildrechte: Kleeblatt-Speichen)

Jetzt wollen wir ein wenig Musik machen. Ernsthaft. Sicher haben Sie schon mal eine Gitarrensaite gezupft. Die macht bong oder bing, je nachdem wie stark sie gespannt ist. Diesen Effekt wollen wir uns zu Nutze machen, um zu überprüfen, ob die Speichen gleichmäßig gespannt sind.

Zuviel Spannung ist schlecht, zu wenig auch. Die Speiche muss bing machen, einen eher höheren Ton, nicht bong, das ist zu wenig. Sie legen das Rad vor sich hin auf ihre Oberschenkel und fangen an, die Speichen zu zupfen. Versuchen Sie allen Speichen den gleichen Ton zu geben. Wenn die Felge nicht verbogen ist, wird das Rad gerade laufen.

Der Händler hat hier einige Hilfsmittel, die Sie leider nicht haben. Aber wenn Sie jetzt schon so weit sind, werden Sie nicht aufgeben wollen. Also: Laufrad wieder ins Rad montieren. Wenn das Rad gerade läuft, dann prima. Wenn nicht, dann so weitermachen. Benutzen Sie die Felgenbremse als Einstellhilfe. Klemmen Sie die Bremse z.B. mit einem Kabelbinder so fest, dass Sie am Rad gerade leicht schleift. Wenn Sie jetzt das Laufrad drehen, können Sie nach und nach an den Speichennippeln drehen, bis das Rad einigermaßen geradeaus läuft. Fertig.

Kostenvergleich:

Im Fachhandel machen lassen: