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Wenn Sie gerade nicht genug Geld für ein neues Fahrrad haben, was in Zeiten der Inflation in den besten Familien vorkommt, werden Sie über ein gebrauchtes Rad nachdenken. Dabei sprechen wir hier nicht von Billigrädern aus dem Baumarkt oder von Versendern. Die sind oft schon nach kurzer Nutzung nicht mehr zu gebrauchen. Die Rede ist in diesem Beitrag von Rädern des mittleren und oberen Preissegmentes, also von Neupreisen von mehr als 800 - 1000 Euro.
Was spricht für den Kauf eines gebrauchten „besseren“ Rades? Warum kein neues Fahrrad für denselben Preis kaufen? Es liegt an den Einzelteilen, aus denen das Rad besteht. Bei qualitativ hochwertigen Rädern haben die Bestandteile generell eine höhere Lebensdauer als die bei Billigrädern.
Beispiel Kurbel: Das sind die vorderen, grossen Zahnräder mit den Pedalen. Der Unterschied zwischen gut und schlecht: Bei einer schlechten Kurbel sind die Kettenblätter aus Stahl, aus Blech ausgestanzt, die einzelnen Kettenblätter sind miteinander vernietet. Diese Blätter reissen ein. Und ist ein Zahnrad abgenutzt, muss die gesamte Kurbel ausgetauscht werden. Die gute Kurbel ist aus Aluminium und daher leichter. Auch die Kettenblätter sind aus Alu und austauschbar. Dieser Vergleich lässt sich an allen Bestandteilen des Rades fortsetzen.
Eine Billig-Kurbel, Modell FC-MT101 von Shimano. Die Kettenblätter sind aus Stahl und vernietet. Verkaufspreis: ca. 20 - 30 Euro. Gewicht: 1040 Gramm. Hält nicht lange. Ist ein Zahnrad abgenutzt, muss das gesamte Bauteil getauscht werden. Keine nachhaltige Lösung. (Bildquelle: Shimano Deutschland)
Die bessere Kurbel, Modell Impact von Stronglight. Das Ganze ist aus Aluminium. Die Kettenblätter sind einzeln tauschbar. Gegenüber der Billig-Kurbel eine Gewichtseinsparung von 270 Gramm. Verkaufspreis: ca. 100 bis 150 Euro. (Bildquelle: Stronglight France)
Das will nicht heissen, dass ein höherpreisiges Rad ewig hält. Auch hier ist Pflege und Wartung notwendig. Also müssen nach einer gewissen Zeit die Verschleissteile ersetzt werden, was von der Laufleistung abhängt, d.h. wieviel mit dem Rad gefahren wurde.
Was sind Verschleissteile?
An zweiter Stelle die Reifen, Schläuche und Felgen. Alte Reifen haben kleine Risse an der Seite. Die können Sie sehen. Diese Reifen werden nicht mehr allzulange halten. Ein Hinweis auch auf den Zustand der Schläuche. Die sind wahrscheinlich ebenso alt wie die Reifen. Wenn Sie Risse sehen, können Sie getrost für beide Laufräder zusammen 50 Euro vom Verkaufspreis abziehen.
Durchsicht
Instandsetzung
Refurbished
Ein konkretes Beispiel von rebike.com. Ein elektrisches Gravelbike, das refurbished 2200 Euro kostet. Der Neupreis lag bei 3000 Euro. Angegeben wir dort, dass diese Teile gewechselt wurden: Kette, Pedale, Kassette, Ladegerät, Lenker, Scheibenbremsen. Die kalkulierten Kosten inkl. Arbeit belaufen sich dafür auf ca. 600 - 700 Euro. Dabei sind die Laufleistungen der verkauften Räder gering.
Ein elektrisches Bike von Ridley (belgischer Hersteller), im Angebot von rebike.com. Ca. 1 Jahr alt, refurbished, gerade mal 100 km laut Angabe gefahren. Neupreis 4300 Euro, jetzt für 2700 Euro. Gespart: 1600 Euro. Nachteile? Keine erkennbar. (Bildquelle: Rebike.com)
Restauriert
Wie hoch sind die Kosten hier? Ein Beispiel: Ein 30 Jahre altes Scott MTB. Der Zustand vor der Restaurierung: Die Laufräder: Kaputt. Der Antriebsstrang ebenfalls. Alle Züge hinüber. Die Pedale kaum mehr vorhanden. Reifen und Schläuche? Sprechen wir nicht darüber. Die Restaurierung kostete 500 Euro. Hier ist der Kaufpreis für das ursprüngliche Wrack noch nicht dabei. Wenn Sie das Rad haben wollen – vielleicht weil Sie damals ein solches hatten – müssen Sie hier mit mindestens 600 Euro rechnen. Dafür ist das Gerät allerdings so gut wie neu, abzüglich der Lack-Schrammen. Dieser Preis ist ein Händler-Preis. Beim Kauf von Privat ist nicht davon auszugehen, dass derart umfangreiche Maßnahmen getätigt wurden. Es kostet dann weniger als die Hälfte, ist jedoch in aller Regel Schrott.
Fazit
(Christoph Preussler)