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In Zeiten hoher Benzinpreise und verstopfter Innenstädte liebäugelt mancher mit einem Lastenrad, auch weil es dazu finanzielle Hilfen der Kommunen gibt. Doch der Preis ist hoch und das Fahrvergnügen niedrig, wenn ein solches Gefährt täglich bewegt werden soll und nicht als Luxus-Zweitrad dient. Die Alternative ist der Anhänger für das Fahrrad.
3. Die Gabel-Deichsel: Verwendet an Anhängern, die nur ein Rad haben, sog. Einspur-Anhänger. Wird ebenfalls an der Hinterachse befestigt, und zwar auf beiden Seiten. Vorteil: Zieht gleichmässiger als die Flachdeichsel. Nachteil: Lässt sich schwer ein- und aushängen.
Auch für den Anhänger gibt es in unserem erdrückend übergeregelten Land Vorschriften. Beleuchtung: Gern verdeckt der Anhänger das Rücklicht des Rades. Wenn dem so ist, muss ein Rücklicht angebracht werden. Hinten sind Rückstrahler Pflicht. Überraschend die Maximal-Grösse: Breite 2,55 m, Höhe 4 m, Länge 12 m.
Nachfolgend ein kleine Übersicht von verschiedenen Anhänger-Modellen, die aus Deutschland kommen. Ein grosser Anbieter ist sind die Roland-Werke aus Oldenburg: Guckst du unter roland-werk.de. Das billigste Modell ist der Mini-Boy. Mit Kunststoff-Kiste, es passen 60 Liter rein, kostet ca. 150 Euro. Wiegt 8 kg und erlaubt 40 kg Zuladung. Nur für den kleinen Einkauf geeignet.
Empfehlenswert ist das Modell Jumbo oder Carrie me. Modell Jumbo hat ein Ladevolumen von 175 Litern, wirklich gross, Zuladung 200 kg. Damit kann man auch einen kleinen Umzug machen. Für ca. 550 Euro. Carrie me ist ein Baukasten-Modell, das man sich ganz nach eigenen Wünschen zusammenstellen kann. Das Basis-Modell ist ein flacher Transportwagen, auf das sich z.B. klappbare Bordwände in verschiedenen Farben montieren lassen. Kostet dann ca. 750 Euro. Diese beiden haben u.a. auch einen Abstell-Fuss, damit das Ding horizontal steht, wenn es abgekuppelt wird. Roland-Anhänger hat auch Ihr Fahrrad-Händler um die Ecke.
Ein zweiter relativ neuer Anbieter ist die Berlin Brands Group mit der Marke Klarfit. Der Klarfit Companion Travel Lastenanhänger ist ein flacher Plattform-Wagen der Grösse 42 x 63 cm, die Ladefläche ist aus Multiplexholz.
Zurrgurte sind mit dabei, wenn der Wagen nicht gebraucht wird, lässt er sich leicht zerlegen, d.h. die Räder und die Deichsel werden abgenommen. Kostet ca. 200 Euro, sieht ganz schön aus und macht einen praktischen Eindruck, da man so hoch laden kann, wie man will.
Weiteres Modell von Klarfit: Der Follower, ein Einspur-Anhänger, d.h. er hat nur ein Rad. Die Zuladung ist eher gering, aber man spürt den Anhänger beim Radeln kaum. Die Anhängerei ist etwas fummelig, er ist eher für Radtouren und Ausflüge gedacht. Kostet ca. 150 bis 200 Euro, es gibt Sonderangebote.
Der Fahrrad-Anhänger, der alles hat, was man braucht, kommt aus Bremerhaven von der Firma creaconstruct. Modell Tough 400 hat, was die meisten anderen nicht haben: Eine hydraulische Auflaufbremse. Wozu das? Wer den Nachläufer voll gepackt hat, merkt es an der Kreuzung: Das Gewicht schiebt. Leicht verdoppelt sich der Bremsweg, was gefährlich ist. Was er noch hat: Feststellbremse, wenn das Ding abgestellt ist.
Durchlade-Möglichkeit: Sperrige Sachen müssen bei anderen Modellen irgendwie obendrauf geschnallt werden und fallen daher runter. Beim Tough können die Bordwände vorne und hinten umgeklappt werden. So lassen sich die Dachlatten für die Gartenhütte sicher bewegen. Wer wirklich das Fahrrad täglich als Transport-Mittel einsetzt, kommt um diesen anhänger nicht herum, wenngleich der Preis mit 2.800 Euro hoch ist. Infos hier: www.creaconstruct.de.
Dringend erwähnt werden sollte Peter Hornung-Sohner. Das ist unser Mann in München, der Anhänger mit preisgekröntem Design baut. Seine Firma heisst Hinterher, weil man den Anhänger hinter sich zieht, und ihn nicht schiebt, gell? Dort gibt es das breiteste Sortiment in ganz Deutschland, durchdacht, funktionell und dazu noch schön aussehend. Eine Beschreibung der einzelnen Modelle würde zu einem dicken Katalog führen. Guckst du selbst unter hinterher.com. Dort gibt es Plattform-Anhänger und welche mit Alubox. Die Preise sind im Mittelfeld und wenn man daran denkt, dass die Chaisen von Hand gefertigt sind, dann ist es stinkbillig: Kaufen.
Na ja, trotzdem: Billig ist das Ganze nicht. Da kann es sich lohnen, ein gebrauchtes Teil zu kaufen. Wer sich auf den Kleinanzeigen-Marktplätzen umsieht, stellt fest: Viele Anhänger sind noch aus DDR-Zeiten. Warum? Weil in Zeiten der Mangelwirtschaft wenig Autos vorhanden waren.
Beginnen wir mit dem beliebtesten Modell: Rollfix "Bollerwagen" aus den IFA-Motorenwerken Nordhausen. Davon wurden sage und schreibe 750000 Stück produziert. Zu sozialistischen Zeiten wurde er auch „Klaufix“ genannt, weil man die benötigten Materialien - auch unautorisiert - schnell abtransportieren kann. Oder der FA56 von VEB Transportgerätebau Leipzig, gebaut zwischen 56 und 68, beliebt im Gespann mit einem Simson Moped. Der Dritte im Bunde ist Typ MWH/F der VEB Metallwerke Heldrungen, ein Ganz-Metall-Anhänger, empfohlener damaliger Verkaufspreis EVP 175 Mark.
Diese Anhänger wiegen so um die 20 kg und erlauben eine Zuladung von ca. 40 kg. Wer einen gebrauchten kauft, sollte auf die Laufräder achten. Die sind durch Überladung meist in schlechtem Zustand. Neue Laufräder mit Reifen gibt es u.a. bei Firma Sport Prager GmbH, Chemnitz für ca. 120 Euro.
Auf der Zielgeraden dieses Beitrags: Es gibt rasend viele Anhänger-Modelle, die meisten aus China. Weil jüngste Ereignisse zeigen, dass die Globalisierung auch gewisse Nachteile aufweist, wurden diese nicht berücksichtigt: Buy local. Aus Platzgründen nicht erwähnt wurden auch: Surly, Carla-Cargo, Robert XL, donkeytrailers, Busybike, Qeedo-cargo und Burley, ggf. selbst nachschlagen, nicht mit Google sondern mit Startpage. Was würde der Autor kaufen, wenn er müsste? Vermutlich ein Modell von Hinterher.com. Aber: Die Schönheit entsteht im Auge des Betrachters. Also selbst sich ein Bild machen. (Christoph Preussler)